Unter dem 29.11.1247, vor 778 Jahren, datiert eine bedeutende Urkunde für das Ilfelder Kloster der Hl. Gottesmutter Maria, welche päpstlichen Schutz und Legitimation entfaltete. Sozusagen war damit das Ilfelder Prämonstratenser Kloster „geadelt“ und direkt an Rom gebunden, lesen Sie hier…
Im Jahr 1247 verlieh Papst Innozenz IV. dem Ilfelder Kloster eine feierliche Bestätigungsurkunde. Dieses Dokument war weit mehr als eine formale Geste: Es stellte die Besitzungen und Rechte des Klosters unter den besonderen Schutz des Papstes und verlieh ihnen universalkirchliche Legitimation. Damit wurde das Kloster nicht nur gegen Eingriffe weltlicher Herren und benachbarter Bistümer abgesichert, sondern zugleich in den Rang einer anerkannten geistlichen Institution erhoben. Für Ilfeld bedeutete die Urkunde einen entscheidenden Schritt in seiner Entwicklung, da sie seine Stellung in der Region festigte und die direkte Bindung an Rom sichtbar machte.
Doch was steht da genau drin? Es eröffnet uns einen Blick auf längst untergegangene Sehnsuchtsorte und unsere Heimat im 13. Jahrhundert. In der Bulle des Papstes werden alle Besitztümer bestätigt, insbesondere mit dem Ort, wo die Kirche liegt, mit allem Zubehör, wie Bedelshagen (Betlershain, bei Appenrode), villa Appenrod, Holzengel, Veltengile, bis Greußen, Ebra, das Dorf O (Ilfeld), Auleben, Girbuchsrode (Nordhausen), Niederspier, Wasserthalleben, …Saxwerfen, Baldenrode (Harzungen) und Woffleben (Wafenleven), ferner Espe, mit Wäldern, Äckern, Weingärten, Gerechtigkeiten usw.. Von Steuern waren befreit auch Rodungen, Wiesen und Weiden, die die Mönche angelegt haben. Das Kloster soll Kleriker und Laien aufnehmen und behalten dürfen, nach den regeln, der Abt ist der Vater vor Ort. Das Kloster erhielt das Chrisma, heiliges Öl u.a.. Kirchen in Greußen bspw. wurden vom Honsteiner Grafen Teodericus dem Kloster übereignet.
Im Jahr 1247 erhielt das Ilfelder Kloster also neben der päpstlichen Bestätigungsurkunde auch das Chrisma sowie geweihte Öle. Diese Zuteilung war von zentraler Bedeutung: Das Chrisma, das in der Kirche für Taufe, Firmung, Priester- und Kirchweihen verwendet wird, symbolisierte die Gabe des Heiligen Geistes und verlieh den Sakramenten ihre volle sakrale Wirksamkeit. Zusammen mit den anderen Ölen – dem Öl der Katechumenen und dem Öl der Kranken – wurde das Kloster liturgisch handlungsfähig und konnte die wichtigsten Sakramente eigenständig spenden. Damit war es nicht länger von der Kathedrale oder dem Bischof abhängig, sondern besaß eine eigenständige geistliche Autorität. Die Übergabe dieser Öle stellte zugleich ein sichtbares Zeichen päpstlicher Anerkennung dar und band das Kloster unmittelbar an die universale Kirche. Für Ilfeld bedeutete dies eine erhebliche Stärkung seiner Stellung und eine dauerhafte Absicherung seiner religiösen Aufgaben. Auch Grabstätten wurde explizit erlaubt. Kurz zum historischen Hintergrund: Das Pontifikat von Papst Innozenz IV. (1243–1254) war geprägt vom Machtkampf mit Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen (1194–1250), einem Höhepunkt im mittelalterlichen Ringen zwischen Papsttum und Kaisertum. Friedrich der II. war der Enkel von Kaiser Barbarossa (Friedrich I.), dessen Denkmal auf dem Kyffhäuser zu bewundern ist. Auf dem Ersten Konzil von Lyon 1245 erklärte Innozenz IV. den Kaiser für abgesetzt, mit dem Vorwurf, die Kirche unterdrückt und die päpstliche Autorität missachtet zu haben. Damit erhob der Papst den Anspruch, über die Legitimität weltlicher Herrscher zu entscheiden.
Friedrich II., hochgebildet (mehrsprachig) und machtbewusst, wies diese Oberhoheit zurück. Innozenz IV. versuchte, ihn durch die Unterstützung von Gegenkönigen wie Heinrich Raspe (1246) und Wilhelm von Holland (1247) zu schwächen. Der Konflikt hatte eine ideologische Dimension: Friedrich strebte ein starkes Kaisertum an, während Innozenz IV. die päpstliche Vorrangstellung betonte. Trotz der Absetzung blieb Friedrich II. bis zu seinem Tod 1250 faktisch Kaiser. Erst sein Tod führte zur nachhaltigen Schwächung der staufischen Macht. Der Konflikt markiert einen entscheidenden Abschnitt im mittelalterlichen Kampf zwischen geistlicher und weltlicher Gewalt.
Während sozusagen das Kloster Ilfeld mit der päpstlichen Bulle von 1247 enorm an Bedeutung und Status gewann, kümmerten sich im Hintergrund die Honsteiner, u.a. um Heinrich Raspe oder in klerikalen, führenden Positionen. Papst Innozenz IV. verwendete das klassische päpstliche Siegel – die Bleibulle mit den Aposteln Petrus und Paulus auf der Vorderseite und seinem Namen auf der Rückseite. Sie war das zentrale Beglaubigungszeichen seiner Urkunden und verlieh ihnen höchste Autorität. Heute gibt es die Apostel als uralte Figuren im Museum Krypta der Neanderklinik Ilfeld zu bestaunen, als Hommage an das päpstliche Chrisma von 1247?
Tim Schäfer


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