Hohnsteiner Graf erklärt Martin Luther zum Ketzer

Ein Hohnsteiner Graf, Wilhelm III. war ein Gegner von Luther und wurde Mitsitzer im Reichsregiment. Der Reichstag zu Worms im Jahr 1521 war ein entscheidender Moment in der Reformation und für Martin Luther persönlich. Etwas zur Heimatgeschichte angemerkt …

Mitunter kann die Heimatgeschichte der Region und der Gemeinde Harztor den Blick auf das Agieren seiner adligen Grafen von Hohnstein etwas aus dem Fokus verlieren. Oder es bleibt weithin unbekannt, welch bedeutende Rolle diese auf der kirchlichen Ebene um 1520 vor dem Hintergrund der Reformation gespielt haben, auf Ebene des damaligen Kaiserreiches Karl des V., im Heiligen Römischen Reich. 

Martin Luther hatte mit seinen 95 Thesen Anno 1517 und Schriften die kirchliche Praxis insbesondere des Ablasshandels infrage gestellt und damit eine breite Debatte über die Autorität der Kirche und die Grundlagen des Glaubens ausgelöst. Seine Schriften fanden große Verbreitung und Unterstützung, Luther nutze seinerzeit neue Möglichkeiten des Drucks aus (Cranach Werkstätten, Wittenberg). 

Porträtgrafik von Wilhelm von Hohnstein mit Text: „Wilhelm von Hohnstein (+1541) Bischof von Straßburg, Generalvikar von Mainz“ – daneben eine historische Medaille mit seinem Profilbild in Seitenansicht.

Kaiser Karl V. hatte den Reichstag in Worms einberufen, und Luther wurde schließlich vorgeladen, um seine Schriften zu widerrufen. Luther reiste mit Melanchton, der auch ein Förderer von Michael Neander und der Klosterschule Ilfeld wurde. Vor versammelten Reichsständen und Kirchenvertretern wurde er mehrfach aufgefordert, seine Lehren bei Androhung schwerster Strafen in mehreren Anhörungen zu verwerfen. Luther lehnte dies ab und erklärte, dass er nur durch die Bibel und klare Vernunft überzeugt werden könne. Seine berühmten Worte: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir. Amen.“ – sind zwar historisch umstritten, fassen aber seine Haltung treffend zusammen (vgl. Luther, EA, LXIV, 382f.). Gegen Luther wurde das Wormser Edikt erlassen, das Luther als Ketzer und für vogelfrei erklärte. Vogelfrei bedeutete sozusagen, dass man Luther einfach hätte straffrei töten dürfen. 

Weniger ist bekannt, dass Wilhelm der III., Graf von Hohnstein in Worms offenbar anwesend war. Als Verfechter der römischen Kirche, dort sich profilieren konnte. Wilhelm der III. erhielt seine erste Bildung bei seinem Großonkel, dem Mainzer Erzbischof Bertold von Henneberg, der nach Meinung des Autors wohl ein Großonkel zweiten Grades gewesen ist. Graf Wilhelm von Hohnstein studierte in ErfurtPadua und in Freiburg im Breisgau. 1521 in Worms wird er in Überlieferungen auch als Mitsitzer im Reichsregiment angeführt. Er setzte sich für die Entwicklung der römischen Kirche ein, war hochgeachtet, auch als Förderer der Künste. Nach dem Pfaffenstürmen von Erfurt verhandelte er die Restitution mit. Graf Wilhelm der III. von Hohnstein blieb entschiedener Gegner der Reformation bis ans Lebensende. Besonders als Bischof von Straßburg ging er in die Geschichte ein. Ungewollt auch als Wegbereiter der „sächsischen“ Reformation, schließlich kann der Reichstag zu Worms 1521 als wesentliche Weichenstellung gelten, die doch die Reformation nicht unterdrücken konnte. 

Abb.: Bauernkrieg am Harztor vor 500 Jahren, 16.Mai 2025, Krypta der Neanderklinik Ilfeld, Tim Schäfer, Bild Wilhelm der III. von Hohnstein mit Quellenangaben