500 Jahre Michael Neander in Ilfeld begangen

Unter dem Motto „Bildung endet nicht mit dem Schulabschluss, sondern beginnt mit dem Verstehen“ feierte die Neander-Klinik Harzwald GmbH im Rahmen des Tags des offenen Denkmals ein außergewöhnliches Jubiläum: den 500. Geburtstag von Michael Neander – Humanist, Mediziner, Pädagoge und Reformator, dessen Wirken das Schulwesen in Ilfeld und weit darüber hinaus nachhaltig geprägt hat.

Die Festveranstaltung, unter Schirmherrschaft von Landrat Matthias Jendricke, verband kulinarische Genüsse aus der Küche der Neanderklinik, liebevoll angeboten, Musik, Theater, Vorträge und persönliche Begegnungen zu einem lebendigen Gesamterlebnis, das Vergangenheit und Gegenwart eindrucksvoll miteinander verknüpfte. Moderiert wurde der Tag von Matthias Mitteldorf, der mit Charme und Sachverstand durch das Programm führte, ja für jeden der Akteure die Vornamen erforscht hatte, also die Vortragenden zum Schmunzeln der Gäste mit einer onomastischen Kontextualisierung ankündigte.

Drei festlich gekleidete Personen im Saal vor Fenstern und Roll-ups, Blick in die Kamera, freundliche Stimmung.
Martina Röder, Landrat Matthias Jendricke, Dr. Thela Wernstedt

Martina Röder: Impulsgeberin mit Herz

Den offiziellen Auftakt um 13.00 Uhr gestaltete Martina Röder, Geschäftsführerin der Neander-Klinik Harzwald GmbH, mit einer bewegenden Begrüßung. Sie würdigte Michael Neanders pädagogisches Erbe und betonte dessen Aktualität: Bildung sei ein lebenslanger Prozess, der weit über Schule und Beruf hinausreiche – ein Gedanke, der auch im pflegerischen Alltag der Klinik spürbar sei. Martina Röder dankte ihrem Team und allen Mitwirkenden für die engagierte Vorbereitung und eröffnete mit Stolz den Empfang, bei dem die Gäste eine liebevoll zusammengestellte Variation an Speisen und Getränken aus der hauseigenen Küche der Neanderklinik genießen konnten. Ein kulinarisches Highlight war die „500 in Grün“-Torte, die im offiziellen Teil der Veranstaltung feierlich angeschnitten wurde. Viele Besucher ließen sich ein leckeres Stück dieser besonderen Hommage des Konditorkünstlers aus der Neanderklinik an Ilfelds großen Magister schmecken.

Ein Fest der Bildung und Begegnung

Musikalisch eröffnete ein Ensemble mit Werken von Michael Praetorius in Bearbeitung für Bratsche und Cembalo den Festakt. Es folgten Grußworte von Landrat Matthias Jendricke, Dr. Thela Wernstedt (Klosterkammer Hannover), Superintendent Andreas Schwarze und Bürgermeister Stephan Klante, die allesamt Neanders humanistisches Vermächtnis würdigten. Aktuelles, wie der Schulneubau von Ilfeld oder das direkte Angebot der Präsidentin zur Kooperation mit der Klosterkammer, der Dank an das Team der Neanderklinik prägten die Grußworte genauso, wie excellent thematische Verknüpfungen zum Magister Neander. Auch die Bürgermeisterin von Nordhausen Frau Rieger sowie der Präsident der Hochschule Nordhausen, Prof. Wagner gaben sich interessiert die Ehre.

Ein Höhepunkt war das Theaterstück „Neander oder die Ehre Gottes – Platzt Neander am Neanderplatz?“ unter der Leitung von Christine und Gregor Heimrich, das mit Witz und Tiefgang die historische Figur Neander in die Gegenwart holte. Im anschließenden Vortrag beleuchtete Tim Schäfer das reformatorische Schulmodell von Ilfeld und Neanders Vision von Bildung als Persönlichkeitsbildung in 15 Minuten- fundiert, geistreich und historisch verankert. Denn, es gab auch eine Fülle historischer Fakten zum Wirken Neanders schon ab 1541 im Kontext des damaligen Marienklosters Ilfeld zu erfahren.

Ausstellung, Führungen und Musik im Park

Nach der Abschlussmusik wurde die Neanderausstellung eröffnet, die mit anschaulichen Materialien zur vertieften Auseinandersetzung mit Leben und Werk des Jubilars einlud. Ab 15.30 Uhr öffnete sich die Veranstaltung für die breite Öffentlichkeit: Führungen durch die Krypta und ein Konzert des Obergebraer Zupforchesters im Park sorgten für eine besondere Atmosphäre. Bei Kaffee und Kuchen entstanden wertvolle Gespräche und neue Impulse.

Michael Neander (1525–1595), geboren als Michael Neumann, war ein Mann mit vielen Talenten: Gräzist, Schulbuchautor, Rektor und Wegbereiter der modernen Bildung und Ökonom der Macht. Als Lutheraner aus jüdischer Familie bleibt sein Leben auch ein spannendes Thema für die Forschung. Seine Vision von Bildung als Brücke zwischen Wissen und Menschlichkeit hallt bis heute in den Werten unserer Gesellschaft nach. Entstandene Werke, wie mit dem Freund und Schüler Rhodomann, die Ilfelda Hercynica, sollen in einem digitalen Archiv auf Deutsch der Neanderklinik für die Öffentlichkeit geboten werden. Rhodomann stammte aus prekären Verhältnissen aus Sachswerfen, Neander aus Ilfeld förderte ihn, sozusagen vorweggenommen für die beiden Ortschaften heute in der Gemeinde Harztor.

Der Ort selbst trägt eine tiefe historische Signatur: Bereits im 13. Jahrhundert sind hier eine Krankenstation, eine Armenbetreuung sowie eine Alterswohnung für die Grafen nachweisbar – frühe Zeugnisse gelebter Fürsorge und sozialer Verantwortung. Ein symbolisches Zeichen dieser Kontinuität ist die Ewige Lampe im Park der Neanderklinik, die als stilles Denkmal für die jahrhundertelange Verbindung von Heilkunst und Mitmenschlichkeit, zu Ehren der Heiligen Maria leuchtet – und heute mehr denn je Ausdruck eines ganzheitlichen Verständnisses von Pflege, Bildung und kulturellem Gedächtnis ist.

Die Neander-Klinik Harzwald GmbH hat mit dieser Veranstaltung in Ilfeld/Harztor nicht nur in herausragender Weise ein bedeutendes Jubiläum gewürdigt, sondern sich zugleich als interdisziplinärer Resonanzraum für humanistische Pflege und kulturelle Teilhabe eindrucksvoll ins Licht gesetzt.

Text: Tim Schäfer, Fotos: Kathrin Kind