Am Reformationstag erinnern wir uns nicht nur an Martin Luther, sondern auch an jene, die seine Ideen weitertrugen – in die Klassenzimmer, in die Köpfe, in die Herzen. Einer von ihnen: Michael Neander, Universalgelehrter, Humanist, Visionär, Ökonom der Macht. Seine Grabplatte steht im Museum Krypta der Neanderklinik Harzwald…
In Ilfeld wirkte Neander über 45 Jahre als Klosterschulleiter – eine Lebensleistung, die ihresgleichen sucht. Seine Grabplatte ist ein beeindruckendes Artefakt im Museum Krypta der Neanderklinik Harzwald in Ilfeld am Berefluss. Kann dort besichtigt werden. Neander reformierte die Schulbildung nach lutherischen Prinzipien: weg von bloßer Wissensvermittlung, hin zu einer ganzheitlichen Erziehung. Für ihn war Bildung ein Mittel zur Selbstentfaltung und zur Stärkung der Gemeinschaft. Seine Schüler sollten nicht nur gelehrt, sondern gebildet werden – mit Verstand, Charakter und Verantwortung. Bis heute eine Agenda. Neander schrieb zahlreiche Bücher zu Medizin, Astronomie, Philosophie und Pädagogik. Seine Werke zeugen von einem Geist, der über Fachgrenzen hinausdachte und Bildung als universelle Aufgabe verstand. Er war ein Mann der Renaissance – und zugleich ein Mann der Reformation.
In der Krypta des Museums der Neanderklinik Harzwald steht seine Grabplatte – ein stilles Zeugnis eines bewegten Lebens. Gerade erst wurde sein 500. Geburtstag gefeiert, würdevoll und mit vielen Gästen, darunter die Präsidentin der Klosterkammer Hannover. Eine Hommage an einen Mann, der unsere Region geprägt hat – und weit darüber hinaus. Was würde Neander uns heute sagen? „Erzieht mit Herz, bildet mit Sinn, und glaubt an die Kraft des Geistes.“ Ein Satz, der auch heute noch gilt – vielleicht mehr denn je.
Der Reformationstag erinnert an den Beginn der kirchlichen Erneuerung durch Martin Luther am 31. Oktober 1517 – ein Wendepunkt für Kirche, Bildung und Gesellschaft.
Am Reformationstag gedenken evangelische Christen der Veröffentlichung von Luthers 95 Thesen, die er der Überlieferung nach am 31. Oktober 1517 an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg schlug. Wahrscheinlich war es tatsächlich nicht so, sondern eher eine Marketingstory, die Luther aber half, die Message gegen das übermächtige Papsttum hervorzuheben, ja überhaupt zu adressieren. Denn, mit diesen Thesen kritisierte Luther insbesondere den Ablasshandel und forderte eine Rückbesinnung auf die biblische Botschaft und den Glauben als Grundlage der Erlösung. Luthers Thesen gelten als Auslöser einer Bewegung, die zur Spaltung der Kirche und zur Entstehung der evangelischen Konfession führte. In mehreren Bundesländern Deutschlands ist der Reformationstag ein gesetzlicher Feiertag, darunter Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg.
Der Reformationstag ist nicht nur ein Rückblick, sondern auch ein Ausblick: Er erinnert an den Mut zur Veränderung, an die Kraft des Wortes und an die Bedeutung von Bildung und Gewissen – Werte, die auch Michael Neander in seiner Lebensleistung verkörperte.
Text: Tim Schäfer



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